Bonbonregen am „Fuchsbau“
Für das Richtfest hat Bürgermeister Bernhard Storath extra seinen Urlaub unterbrochen. „So etwas machen wir nicht alle Tage“, sagt er. Es war auch kein gewöhnliches Richtfest, mehr eine Feierstunde, mit der die Fertigstellung des neuen Waldwagens bei der ausführenden Schreinerei Wunner begangen wird. Statt des üblichen Richtspruchs von Handwerkern gibt es zufriedene Gesichter bei allen am Konzept Beteiligten und glückliche Kinder, die sich besonders über einen üppigen Bonbonregen freuen.
Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres wird es auch in der Marktgemeinde eine Waldkindergartengruppe geben, die in einem Waldstück bei Prächting ihr Domizil hat. Als Unterschlupf bei ungünstigen Witterungsverhältnissen dient den Kindern und ihren Erzieherinnen ein Waldwagen, der gestern von den Mitarbeitern des gemeindlichen Bauhofs nach der kleinen Feier an seinen endgültigen Standort in den Wald gebracht wurde. Dass der Waldwagen mit „Fuchsbau“ schon einen Namen hat, hat Bürgermeister Storath dann doch etwas überrascht.
Neue Herausforderung
Nicht nur für die Mädchen und Jungen der neuen Kindergartengruppe beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Auch ihre Erzieherinnen Martina Lind-Oppel, Josefine Hornung und Renate Nüßlein stehen vor einer neuen Herausforderung. Martina Lind-Oppel und Renate Nüßlein verfügen von ihrer früheren Tätigkeit her, bereits über entsprechende Erfahrungen in der Freilandpädagogik.
„Ein Waldkindergarten ist ein Kindergarten ohne Dach und Wände“, sagt Martina Lind-Oppel. Sie ist immer wieder darüber überrascht, wie wenig Spielzeug und pädagogisches Material Kinder eigentlich brauchen. „Aus einen kleinen Erdhaufen entstehen oft die interessantesten Dinge“, meint sie. Im Vorfeld haben die drei Erzieherinnen viel ehrenamtliche Arbeit geleistet. Sie haben am Konzept mitgearbeitet, Elternabende initiiert und ihre Ideen eingebracht.
Vom Konzept überzeugt
Regina Schlenk ist glücklich darüber, dass Töchterchen Lene auch nach ihrem Umzug von Pettstadt im Landkreis Bamberg nach Oberleiterbach wieder einen Waldkindergarten besuchen kann. Regina Schlenk ist vom Konzept der Waldkindergärten überzeugt. „Die Kinder sind sehr ausgeglichen, auch den Erzieherinnen macht diese Form der Betreuung Spaß. Ideal wäre es, wenn wir mehr Zeit draußen als drinnen verbringen würden“. Ihren natürlichen Spiel- und Bewegungsdrang könnten Kinder am besten in der Natur ausleben.
„Malte kann es kaum noch erwarten“, berichtet Daniel Henneberg. Sein dreieinhalbjähriger Sohn wechselt von der Kinderkrippe in den Waldkindergarten. Für die Familie lag die Entscheidung für den Waldkindergarten schon aus dem Grund nahe, weil Mutter Iris Götting-Henneberg als Försterin arbeitet und ihren Sohn viel in den Wald mitnimmt Die Familie hat sich entsprechend vorbereitet. Da Waldkindergartenkinder beinahe bei jeden Wetter draußen sind, braucht es auch eine entsprechende Outdoor-Kleidung und zwar für jede Jahreszeit. Dass sein Sohn einmal frieren könnte, befürchtet Daniel Henneberg nicht. „Die Kinder sitzen ja nicht auf einen Fleck, die bewegen sich immer.“
Eine Art Außenstelle
Der Waldkinderarten ist so etwas wie eine Außenstelle der Kindertagesstätte St. Michael. „Obwohl Außenstellen bei Kindergärten nicht üblich sind“, meint Kindergartenleiterin Ulrike Zenk und schmunzelt. Das Interesse an dieser Form der Betreuung ist groß. „Es rufen jetzt schon schwangere Mamas an, die vom Konzept überzeugt sind und ihre Kinder jetzt schon anmelden wollen“, berichtet Zenk.
Seine Freude über die Fertigstellung brachte auch Pfarrgemeinderat Harald Klier, als Beauftragte des Trägers der katholischen Kirchenstiftung, zum Ausdruck. Da bereits der Vorbau des Waldwagens fachgerecht auf einen Hänger verladen war, blieb den Erwachsenen nur ein Blick durch die Tür. Die „Füchse“, so heißt die neue Kindergartengruppe, haben ihren Fuchsbau schon mal genau unter die Lupe genommen.
Text: Gerda Völk/Obermain Tagblatt